13.08.2025Aktuelles

Interview mit Friederike Wolfermann

Friederike Wolfermann beim AZLAN-Cup 2009 mit ihrem Mann Klaus, Moderator Michael Schanze (rechts) und Diskus-Legende Lars Riedel
Interview mit Friederike Wolfermann

„Klaus hat telefoniert, ich habe die Arbeit dahinter erledigt“

FKW – hinter diesem Kürzel verbergen sich nicht nur zwei KiO-Ehrenmitglieder, sondern auch langjährige, großartige Unterstützer unserer guten Sache. F wie Friederike und K wie Klaus Wolfermann. Aus dem oberbayrischen Penzberg haben der Speerwurf-Olympiasieger von 1972 und seine Frau 20 Jahre lang für KiO Benefizturniere im Golf und andere sportliche Events zum Fundraising arrangiert und organisiert. Ende des vergangenen Jahres verstarb Klaus im Alter von 78 Jahren plötzlich und überraschend. Friederike führt 2025 noch einige Benefizveranstaltungen weiter, wie zuletzt den TD Synnex Cup im Golfclub Beuerberg oder das Turnier auf der Anlage des Golfclubs Mergelhof in Belgien. Sie hat aber erklärt, zum Ende des Jahres ihre Arbeit für KiO zu beenden, da ohne ihren Klaus die Arbeit einfach zu viel wird. KiO-Vorstandsmitglied Oliver Kauer-Berk nahm das zum Anlass für ein Interview mit Friederike, die eigentlich lieber im Hintergrund werkelt.

Herzlichen Dank vom KiO-Vorstand für eine 20 Jahre andauernde, unermüdliche und überaus erfolgreiche Arbeit für die Hilfe für organkranke Kinder und ihre Familien! Nun geht diese Zeit zu Ende. Was bedeutet dir dieses Engagement persönlich?

Es war eine unheimlich schöne Zeit mit sehr vielen, sehr schönen Erlebnissen und netten Menschen. Ich möchte das nicht missen. In all den Jahren hat man einen Stamm von Menschen kennengelernt, die kommen ja immer wieder! Beispielsweise fand der TD Synnex Cup heuer zum 19. Mal statt! Daraus sind viele schöne Freundschaften erwachsen. Und mit all den Prominenten haben wir auch immer wieder alte Bekannte getroffen, mit denen uns schon vor der KiO-Zeit viele schöne Erinnerungen verbanden. Da vergaß man jedes Mal die ganze Arbeit, die hinter so einem Turnier steckte.

Welche Erlebnisse aus den 20 Jahren sind dir besonders in Erinnerung geblieben?

Natürlich der Anfang mit den Golfturnieren in Pottenstein in der Fränkischen Schweiz. Der ehemalige Präsident des Golf-Clubs von Pottenstein, Werner Herlitz, ist ein Schulfreund von Klaus. Er lud uns zum Golfen ein, und zufällig war auch der KiO-Mitgründer und langjährige Vorstand Hartwig Gauder, ein enger Freund da, ebenso Leichtathletik-Olympiasieger. Hartwig hatte erst mit dem Golfspielen begonnen und war begeistert. Beim Bier nach der Runde ist damals in Pottenstein die Idee zur Serie der Benefiz-Golfturniere für KiO geboren worden. Das waren nette Turniere, mit vielen Freunden aus Ost- und Westdeutschland. Zum Beispiel Elke Sommer, die Schauspielerin. Nach dem Turnier, am Abend beim Treffen in einem uralten Brauereigebäude in Pottenstein, hat sie dann ihre Lieder zum Besten gegeben. Der ganze Saal hat gestanden, mit Freude mitgesungen und applaudiert. Unsere Turniere waren von der Stimmung her immer top! Oder das Turnier, bei dem mit Abstand am meisten Geld zusammengekommen ist, bei Haribo. 75.000 Euro für KiO! Erst waren es 71.000 Euro und ein bisschen, und dann hat Tommy Gottschalk, den wir schon aus seinen Münchner Zeiten kannten, gesagt: „71.000 Euro ist nun wirklich kein schöner Betrag, da legen wir schon noch etwas drauf, gell! Machen wir 75!“ Und Hans Riegel, der Haribo-Eigner, hob die Hand und sagte: „Machen wir 75!“ Das sind Erlebnisse, die kannst du nicht toppen!

Du warst selbst als Kind sehr krank. Brachte das für dich eine besondere Motivation mit, etwas für kranke Kinder zu tun?

Auf jeden Fall. Meine Kindheit war alles andere als schön. Mit vier Jahren hatte ich Kinderlähmung, ein Jahr lang lag ich in der Eisernen Lunge. Wir waren acht Mädchen in einem Raum. Alle 14 Tage durfte meine Mutter einmal oben durch ein kleines Fenster schauen und mir zuwinken. Sie malte mir Plakate, denn lesen konnte ich ja noch nicht. Nach einem Jahr ging die Lähmung zurück, niemand konnte sich das erklären. Aber später bekam ich jede erdenkliche Kinderkrankheit und war jedes Mal drei, vier Wochen lang im Krankenhaus, da ich so wenige Widerstandskräfte hatte. Mit Klaus war ich für KiO oft im Klinikum in München-Großhadern auf der Kindertransplantationsstation. Da ich sah neben allem, was diese Kinder durchmachen müssen, auch Positives im Vergleich zu meiner Krankheitszeit als Kind. Ich dachte vor allem: Wie schön, dass hier die Eltern so nah bei ihren Kindern sein können. Damals waren es nur zwei Stunden Besuchszeit am Nachmittag an zwei Tagen die Woche. Für mich war die eigene Erfahrung schon einer der Gründe, mich für organkranke Kinder zu engagieren. Klaus dachte da vielleicht etwas einfacher. Er half, Leben zu retten, und er hätte sich genauso für Erwachsene engagiert. Er war zwar kein Gründungsmitglied, gehörte aber Ende der 1990er Jahre zu den ersten der „Sportler für Organspende“. Er wollte einfach helfen.

Bei euch stand Klaus als Olympiasieger und große Persönlichkeit stets im Vordergrund. Hat dich die Rolle der fleißigen Kraft im Hintergrund nie gestört?

Ach woher, das war bei uns immer so. Auf den Klaus haben die Leute geschaut, und ich bin mitgelaufen. Das war ich seit 1972 gewöhnt, und es hat mich nie gestört. Ich habe kein großes Geltungsbedürfnis. Auch ich hätte mich hinstellen und Reden schwingen können, aber es ist nicht meine Art, im Mittelpunkt zu stehen. Klaus hat telefoniert, ich habe die Arbeit dahinter erledigt. Auch unsere Tochter, die Enkelin und der Schwiegersohn haben immer mitgearbeitet, um alles für die Turniere zusammenzustellen. Das waren kistenweise Dinge, die sortiert und hergerichtet werden mussten. Das war die Hauptarbeit. Auch die Dinge am PC wie Briefe und Berichte waren Arbeit für mich, aber eben nicht körperlich. Für die körperliche Arbeit bei der Vorbereitung haben wir in den vergangenen Jahren mehr und mehr die jungen Leute benötigt. Lange hätten wir das alleine aus gesundheitlichen Gründen in der Art und Weise nicht mehr machen können. Nun, alle schönen Dinge haben mal ein Ende. Wichtig ist mir, allen zu danken, die uns immer wieder geholfen haben. Viele Freunde waren bei sehr vielen KiO-Golfturnieren dabei, am meisten Franz-Josef Kemper (Olympiavierter 800 m, Anm.), Hans-Peter Ferner (Europameister 800 m), Diskuslegende Lars Riedel. Die Judokas Karin Krüger (Doppeleuropameisterin) und Florian Wanner (Weltmeister) sind in den vergangenen Jahren über weite Strecken angereist. Auch Heiner Brand, unsere Handballlegende, hat nie Nein gesagt, wenn Klaus ihn angerufen und um etwas für KiO gebeten hat. Es war ein tolles Miteinander!